Einmal, da ging ich an meinen Wurzelort und suchte dort einen
Platz mit besonderem 'Spirit' auf, - schon mal hatte ich dort am obersten Punkt eine Nacht verbracht und bin dabei vom Wind ziemlich 'durchgeblasen' worden. Nun wollte ich es etwas ruhiger haben
und bezog einen Platz etwas unterhalb, weil es dort auch eine kleine geschützte Felskuhle gab. Ich machte Feuer, verzog mich später in meinen Schlafsack und hatte es so gemütlich, dass ich
eingeschlafen bin, und schlussendlich einfach eine stimmungsvolle Nacht im Wald verbracht habe. Es gab auch sonst so einige Nächte, da war einfach nichts was ich greifen konnte und aus denen ich
mit einer für mich wesentlichen Einsicht in den Tag zurückkehrt wäre, oder die 'Nacht-Angst' hat mich so stark überkommen und vereinnahmt, dass ich mich schlussendlich verschliessen und schützen
musste. Oder ein anderes Mal, da war ich auf Heilungs- und Visions-Suche im Amazonas-Dschungel und habe dort so einige Nächte ganz alleine verbracht, als plötzlich kleine Lichtlein auf mich
zugeflogen kamen und ich verzückt glaubte Geistererscheinungen zu haben, bis sich diese als weltliche Leuchtkäfer herausstellten.
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Der Geist der Nacht kann also auch besonders trickreich sein, voll
von Einbildungen und Täuschungen, das gilt natürlich auch für die 'Tag-Kräfte', jene der Nacht haben einfach ihre ganz eigene und spezifische Qualität. Anderseits kann die Nacht ebenso Ruhe und
Erholung, wunderbare Stille und Einkehr, sowie eine Geborgenheit wie in Mutter's Schoss mit sich bringen. Aber die grössten wie tiefsten Erkenntnisse und Einsichten, brachte ich bisher meist aus
der Nacht und Dunkelheit, ebenso aus den Träumen mit mir zurück. Es ist dies auch die Weise wie es am natürlichsten und wie ich vermute, auch in uns allen von Natur aus angelegt ist! Natürlich
gibt es Hilfsmittel mit denen man 'Visionen' und 'Einsichten' anregen kann, ich denke da insbesondere an die Entheogene, sowie Homöopathie und Blütenessenzen, mit denen allen ich viele und so
einige kraftvolle und eindrückliche Erfahrungen hatte. Aber es sind wie gesagt 'Hilfsmittel', zwar von Nutzen, aber man(n) ist immer abhängig davon! Die Kunst ist auch ohne solche auszukommen und
ganz bewusst, aus und mit sich, mit diesen 'Kräften' mitgehen zu können, was aber bedingt, dass wir mehr über sie erfahren müssen.
Als ich sowohl in Guatemala wie in Peru in einem indigenen Umfeld
auf Heilungs- und Visionssuche war, wurde ich mit einem für mich ungewohnt ausgeprägtem mythologischen Umfeld konfrontiert. Das alleine für sich war schon eine eröffnend-inspirierende Erfahrung!
Dabei wurden auch an beiden Orten der Nacht und Finsternis und deren (personifizierten) 'Kräften' spezielle Aufmerksamkeit zugedacht, so sind gewisse Rituale nur nach eingesetzter Dunkelheit und
in dafür vorgesehen Räumlichkeiten oder Tempel gemacht worden. Und an beiden Orten wurden ganz selbstverständlich sowohl mit den 'negativen' wie 'positiven' Kräften der Dunkelheit gearbeitet,
bzw. diese bedacht oder berücksichtigt, wie ich es bei uns in dieser Weise nie erlebt und erfahren habe. ..... Aber dies war nicht immer so, ganz egal ob heidnisch oder christlich, in jeder
Familie oder ihrem Umfeld, gab es früher ein natürliches rituelles Wissen und Handlungen, um entsprechend des eigenen 'mythologischen Glaubens' angemessen reagieren zu können. So einiges schauen
wir heute davon - vielleicht teils zu recht - als Aberglauben an, haben dann aber das Kind gleich mit dem Bade ausgeschüttet.
Kaum finden wir heute in einer Wohnung noch einen gut ausgestatteten Herrgottswinkel oder einen lebendig gehaltenen Hausaltar - in Zeiten der Aufgeklärtheit und einer nüchternen Wissenschaft, braucht man so etwas anscheinend nicht mehr. Dabei wird ausser acht gelassen, dass die heutige Wissenschaft vorzugsweise auf einer Ebene arbeitet, auf jener des 'absteigenden Energieflusses', des Kopfes, (Bild-)Sehens und Geistes. Das ist zwar nicht falsch, es schliesst aber anderes aus, und dazu gehören u.a. die Ebenen des Fühlens und Empfindens, jene Welten die zur Seele gehören und die nicht weniger 'real' sind als jene einer Geisteswelt. ..... Das Problem ist, dass der heutige Durchschnittswestler diese meine Worte hier zwar lesen, aber oftmals nicht mehr erleb- und spürbar nachvollziehen kann, weil er entsprechend seiner (Ein-)Prägung von 'anderen Welten' ausgeschlossen ist. Oder anders herum: wer kann sich innerlich noch zwischen mythischen Welten bewegen, nicht nur in seinem Tages-, sondern ebenso in seinem Nacht-Bewusstsein? Wer erlebt noch mehr als nur 'symbol-psychologische' und 'allgemein-gewöhnliche' Dinge in seinen Tag-Nacht-Träumen?
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Wer träumt in der Nacht noch regelmässig von Engel oder anderen
mythischen Wesenheiten, von Naturgeistern, Elementarkräften und von mystischen Welten? Macht Erfahrungen der Magie, erfährt unmittelbar schamanisches Heilwissen, hat Einsicht in Vergangenheit,
Zukunft, oder das Familien-Stammes-Kollektiv? Taucht umfassend in archetypische Muster ein, begegnet öfters Geistfreunden, Traumhelfern oder Krafttieren, vereinigt sich mit Götter oder Göttinnen
um von ihnen Sinnes-Erweiterung und Gaben zu erhalten? ...... Aber genau so sollte oder könnte es sein - und noch anderes mehr -, wenn man Zugang in weitere oder umfassendere Ebenen hätte, die in
einem selbst und um sich herum existieren! Heute aber tut man solche Dinge oftmals entweder ab, oder versucht sie mental-psychologisch zu erklären, und das alles vorzugsweise mit oder aus dem
Kopf. Das Problem ist, dass man hier versucht mit dem 'männlichen Prinzip' und dem 'Tages- und Sonnen-Bewusstsein' etwas zu lösen, das zum 'weiblichen Prinzip' und dem 'Nacht- und
Mond-Bewusstsein' gehört. Aber dies ist schlichtweg unmöglich, und zeugt nur von einem bestehenden Ungleichgewicht!
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