Dieser intensive und bedeutete Traum vor ein paar Wochen hat mir also vermittelt, dass ich unbewusst das
gemacht habe, was man 'das Kinde mit dem Bade ausschütten' nennt. Indem ich mich von den schmerzlichen Gefühlen und beängstigenden Erlebnissen meiner religiös geprägten Kinder- und Jugendzeit
abspaltete, habe ich mich damit gleichzeitig auch von den spirituellen Heilungsmöglichkeit abgeschnitten. Einmal abgesehen davon, dass nach diesem Zeitabschnitt noch viel schlimmere Dinge in
meinem Leben geschehen sind, haben sich damals aber auch noch keine heilig-heilenden Situationen manifestiert - zumindest erinnere ich mich nicht. Ich weiss aber noch, wie ich als junger
Messdiener in der Kirche oft vor all den religiösen Symbolen (Statuen/Kreuze) gekniet bin und um Hilfe wie um irgendein rettendes Zeichen gebettelt habe. Aber diese sind nicht erfolgt, erst als
Jahre später die Qualen ins Endlose gegangen sind und ich gerade dabei war mir durch Erschiessen das Leben zu nehmen, bin ich völlig überraschend 'gerettet' worden.
Und heute bin ich erneut mit dem Kind und Jugendlichen in mir konfrontiert, der damals diese religiöse Zeit
und Manipulation durchgestanden hat. Dazwischen liegen jedoch plus/minus 45 Lebensjahre sowie gut 30 Jahre therapeutische Erfahrung wie auch persönlich-spirituelle Arbeit. Das erstaunliche ist
für mich, dass ich es in all den Jahren nie geschafft habe, willentlich und handelnd, diese Blockierung in mir zu durchbrechen oder zu lösen, was immer ich auch versucht habe. Der aktive Weg hat
diesbezüglich nicht funktioniert und der meditative Weg, hat mich immer nur bis hin zur Blockade geführt, aber nicht darüber hinaus. Durch eine Teileinsicht in das Selbst, ist mir zwar schon
länger gewahr gewesen, dass Vorwärtskommen und Rückwärtsgehen direkt zusammenhängen, ebenso Aufstieg wie Abstieg, und dass unabdingbar beides benötigt wird. Ebenfalls hatte ich dadurch eine
spürbare Ahnung von der Wurzel, allerdings war mir der Urgrund bisher eher ein Rätsel und was dieser beinhalten könnte - nicht denkend, sondern wahrnehmend.
Letzteres ist sehr wichtig, das kann ich gar nicht genügend betonen! Denken ist relevant, ebenso gewisse
Wissensinhalte die wir für das äussere Leben und Überleben benötigen. Aber die Seele, das Empfinden und Fühlen, kommt natürlicherweise meist vor dem Geist und Denken - so nehme ich es wahr und
wurde es mir vor Jahren in einer anderen Vision gezeigt. Trotzdem konnte diese Einsicht bisher nur begrenzt in mir wirken, weil ich dem URGRUND als Folge meiner religiösen Erziehung, bisher
ausgewichen bin. Auch die fühlbare Erkenntnis um SEIN und Hingabe, habe ich in der Tiefe bisher umgangen, weil ich mich dann unweigerlich mit dem Thema GOTT hätte konfrontieren und beschäftigen
müssen. Dies habe ich jedoch unbewusst kompensiert, indem ich mich mit den alten wie einheimischen Bräuchen/Göttern beschäftigt, sowie mit animistischen Glaubensformen auseinandergesetzt habe.
Aber wie geschrieben, ist mir durch diese innere Erscheinung genau dies genommen worden und ich stehe nun, dem Gott meiner Kindheit gegenüber.
Heute wird ja gerne gesagt und geglaubt, dass wir nur unser Denken ändern müssen und schon wird alles gut.
Das gehört zum aktiven Weg des Geistes und Werdens, und damit ist tatsächlich so einiges möglich. Aber auf dem Weg der Seele und des Seins funktioniert das nicht, weil es dort um Loslassen und
Zulassen geht, genau so wie es IST. Hier stossen wir auf den Weg der MYSTIK und HINGABE, der Begegnung mit dem Göttlichen, und zwar nicht wie wir es gerne hätten - aus dem Ego -, sondern so wie
sich dieses uns aus dem eigenen Innen und der seelischen Tiefe offenbart. Es sei aber erwähnt, dass es nicht nur DEN einen mystischen Weg, sondern verschiedene Stufen und Variationen gibt. Aber
wir persönlich haben nur den einen Einzigen, wie sich das Göttliche-Sein-Selbst in uns zeigt und über uns manifestiert, und dieser Weg wird nicht gedacht, sondern kann nur unmittelbar
empfindend-fühlend erfahren werden. Und so eröffnet sich der Weg, dass ich den mir übergestülpten äusseren Gott, nur durch den inneren Gott in mir heilen kann.
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