Schon seit längerer Zeit ringe ich in mir mit einer (psychischen) Blockade, die ich trotz vielfacher Bemühungen bisher nicht zu lösen vermochte, anderseits auch nicht im Ansatz erfassen konnte, was denn die genaue Ursache für diese ist. Zwar habe ich gewisse Vorstellungen, aber diese sind reine Spekulation, das was mir aber völlig fehlt ist ein fühlbares Verständnis und Wissen. ..... Vor einigen Wochen nun, hatte ich in der Nacht einen intensiven Traum. Innerhalb dessen ist mir bewusst und gewahr geworden, dass ich mit der Verdrängung meiner unangenehmen religiösen Herkunftsgeschichte, gleichzeitig auch die Möglichkeit abgespalten habe, dass mich das Heilige und Heilende berühren kann. Der Traum war in seiner Aussage so deutlich und klar, dass ich keine Zweifel an seinem Inhalt hatte, alleine die folgende innere Ablehnung darauf reichte schon um zu ersehen, dass ich mit einer reflexartigen Abwehr reagiere. Und es stimmt auch, denn wenn ich nur an Jesus & Co. denke, steigt in mir Übelkeit und tiefer Widerwillen hoch.

Ich habe mich mit meiner religiösen Vergangenheit schon vielfach auseinandergesetzt, aber in mir bisher keine Lösung gefunden, wie ich die damit verbundenen Schmerzen und Ängste heilen kann. Jedenfalls nur ein paar Tage später nach diesem Traum, hatte ich während einer therapeutischen Sitzung, völlig unerwartet eine innere Erscheinung und Vision. Und zwar baute sich zuerst in mir ein goldenes Licht auf, dann trat aus diesem ein engelhaftes Wesen das aussah, als ob es aus einer Ikone entsprungen wäre. Dieses strahlte so eine intensive Liebe und Güte aus, dass meine innere Abwehr und mein Widerstand innert Kürze wegschmolzen und ich heftig zu Weinen anfangen musste. Der emotionale Schmerz, der durch diese heilig-heilende Präsenz in mir ausgelöst wurde, war so intensiv, dass mir auch völlig klar geworden ist, wieso ich diesen bisher verdrängt und unterdrückt habe. Jedenfalls ist mir durch diese innere Erfahrung ganz praktisch veranschaulicht worden, was der Traum mir vermitteln wollte und wie der Heilungsweg aussehen könnte.

Das Religiöse ist in diesem Falle nicht nur die Ursache des Problems und das 'Böse', sondern gleichzeitig auch der Erkenntnisweg und das 'Heilende'! Und noch zwei Dinge habe ich für mich fast schlagartig verstanden. 1. Ich weiss nicht was es mit dem Begriff 'Karma' tatsächlich auf sich hat, zwar ist mir das theoretische Vorstellungsbild dazu bekannt, aber nicht, was es damit wirklich im praktischen Leben auf sich hat. Jedoch könnte man seine ersten Lebensjahre gut als Karma betrachten und dass man als (Klein-) Kind, keine wirklich bewusste Kontrolle über sein Umfeld hat. Die Eltern, familiären wie die kulturellen Umstände sind gegeben, und man wird von diesen massgeblich geprägt wie beeinflusst werden, bis zu dem Tag an dem man die Erde wieder verlassen wird. ..... 2. Das heisst einmal mehr, dass ich nur der werden kann, der ich eigentlich schon bin und nur aus dem schöpfen kann, was schon da ist. Und dies wiederum steht in Verbindung und Wechselwirkung mit meinen Vorfahren, sowie mit dem 'Umfassend-Grösseren'.

Als Folge dieser engelhaften Erscheinung, hat sich in mir schlagartig eine innere Schicht aufgelöst, die ich aufgebaut und entwickelt habe, in Verbindung mit dem Schamanischen wie Magischen. Es ist schwierig passende Worte dazu zu finden, aber man könnte sagen, dass die Grundlage dafür auf gewisse Weise nicht echt war. Da die religiöse Schicht in mir nicht verarbeitet und integriert ist, war es nicht möglich, dass das Schamanisch-Magische an den lebendigen Urgrund angebunden war, bzw. aus diesem hervorgehen konnte. Zwar gibt es keinen Zweifel an meinem Interesse für die Natur-Spiritualität, aber nun muss ich erkennen, dass ich diese teils dafür gebraucht habe, um die unangenehmen religiösen Vorprägungen zu überdecken - was bittere Medizin und Einsicht ist! Allerdings bestätigt sich damit einmal mehr die bisher gemachte Beobachtung und Erkenntnis, dass echtes Reifen wie persönliches Wachsen, ein 'rückwärtsgerichteter' Prozess ist. Ich kann nur vorwärtskommen, wenn ich gleichzeitig rückwärts gehe und zur Wurzel hinabsteige.

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