Seele und Geist - 6

Wenn wir auf die Welt kommen und kleine Kinder sind, dann sind wir ganz auf das 'Oben' und 'Aussen' angewiesen, denn von dort kommt unsere Nahrung und unser Schutz. Die äussere Mutter mit ihrem Busen und ihrer Liebe, der äussere Vater mit seiner Nähe und Stärke, sind Quellen der Fülle und Behaglichkeit für uns, oder sollten es zumindest sein. Das gilt auch im besten Fall für unser Umfeld, von dem wir übernehmen und zunehmend lernen: Umgang mit der äusseren Welt, Sprache wie Wissen, Sozialisation und Kultur, Tradition und Religion, etc. Wir saugen alles in uns auf, zuerst Muttermilch und Nahrung, später auch äusseres Wissen aller Art.

Erst mit längerer Heranreifung wie Pubertät, kommt es mehr zu einer Ausrichtung gegen Innen und Unten. Dabei lernen wir auf eigenen Füssen und Beinen zu stehen, sowie Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen. Ging es zuvor überwiegend um das Du, Aussen und Andere, geht es nun immer mehr um das Ich, Innen und Eigene. Zwar geht es weiterhin darum im Äusseren seinen eigenen Platz zu finden wie seinen Raum zu schaffen, bzw. zu erhalten, das wird auch das ganze Leben anhalten. Aber es wird ebenfalls immer mehr darum gehen, dies aus seinem Innen-Unten heraus zu machen, und sich zu individualisieren sowie auszudrücken.

 

Allerdings geschieht dann (heutzutage) etwas sehr interessantes. Diese eigentlich natürliche Hinwendung zum 'Innen' wie 'Unten', verläuft oft nur eingeschränkt und bleibt vielfach eher unbewusst oder ist gar nicht gewahr. Auf der physischen Ebene schafft man es zwar bestenfalls auf die eigenen Füsse und Beine stehen zu kommen, auf der psychischen wie seelischen Ebene gelingt dies öfter aber nicht oder nur beschränkt. Statt dessen bleibt man gerne am 'Oben' und 'Aussen' hängen, sucht (unbewusst) weiter nach der mütterlichen Brust und Geborgenheit, nach des Vaters Schutz und Wissen, nur jetzt kompensiert im Materiellen und/oder Spirituellen.

 

Seinen 'Innen-Seelen-Hunger', versucht man mit weltlichen Angeboten aller Art zu stillen, oder sucht sein Heil in Religionen oder spirituellen Aktivitäten, die vielfach nur nach 'aussen und oben' ausgerichtet sind. Es sind Geister, Götter, Engel, Heilige, Ausserirdische, und andere Kräfte mehr im Dort, die in den Bann ziehen, oft unter Ausschluss derjenigen im Hier, im Innen und Unten. Aber wenn man die Probe aufs Exempel machen will, frage man sich selbst sowie sein Umfeld, was man über die wahre Natur der Seele weiss und welchen Platz sie im inneren Prozess der eigenen Reifung einnimmt. Dann kann man sehen, dass dies oft eher unbekanntes Land ist!

 

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"Man erlangt umfassende Einsicht und Erleuchtung nicht, indem man sich nur das Licht vergegenwärtigt, sondern indem man ebenso in die Dunkelheit hinabsteigt und diese erforscht." R.W.S

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"Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte.

(C.G. Jung)

"Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass die meisten Menschen ihre körperlichen, geistigen und seelischen Möglichkeiten nur zu einem sehr geringen Teil ausschöpfen .... Wir alle verfügen in unserem Leben über ein Potenzial unvorstellbaren Ausmasses, auf das wir nur zuzugreifen brauchen." (William James)