Wenn ich heute diesen 7 Text-Teil zu den Berg-Riten (Apukuna-Karpay) beginne, ist es genau ein halbes Jahr her, seit ich diese übertragen bekommen
habe. Ich vermute, dass es vorerst auch der letzte Teil bleiben wird und erst später, dann noch praktische Erfahrungstexte folgen werden. Vorerst bewege ich mich teilweise noch in der
theoretischen Erarbeitung und entsprechenden Überlegungen, erweitert mit praktischen Ansätzen und Vorgehensweisen, sowie ergänzt mit bestehenden Erfahrungen und erlebten Ereignissen. Zu Letzterem
gehört auch die Geschichte, dass ich mich vor schon so einigen Jahren von einer Tuva-Schamanin behandeln liess und sie mir die Aufgabe gab, an meinen Geburtsort zu gehen, mir dort drei Steine zu
suchen, und dass ich mit diesen 'arbeiten' soll. Leider war ich zu dieser Zeit noch so abgespalten von mir, dass ich nicht einmal annähernd erfassen konnte, was sie damit meinen könnte und habe
das dann auch nicht wirklich umsetzen können. Dabei hatte die Frau so recht und wusste vermutlich aus Erfahrung genau von was sie sprach, es hat aber noch viele Jahre innere Arbeit gebraucht, bis
ich ebenfalls an diesen Punkt gekommen bin.
***
Auf gewisse Weise sagten die Paqo's bei der Unterweisung und Übertragung der Berg-Riten dasselbe, dass man nämlich mit jenem Berg anfängt, den sie
als Geburtsberg bezeichnen. Es ist und wie schon früher erklärt jener Berg und Berggeist, in dessen unmittelbarer Nähe man geboren ist und der damit zum Hüter und Behüter wird. Knifflig wird es,
wenn man entweder in den Bergen selbst geboren und somit von Bergen umgeben ist, oder an einem Ort geboren worden ist, wo es weit und breit gar keine Berge hat. Dann sucht man sich unter den
vielen Bergen in seinem Umfeld jenen aus, von dem man sich 'gerufen' und zu dem man sich hingezogen fühlt, oder orientiert sich am nächst-weit gelegen, bzw. jenem heiligen und besonderen Berg,
denn es eigentlich in jedem Land oder Landteil gibt. Das sind dann wirklich die Hüterberge, grosse Spirits (Apus) mit weit wirkende Kräften, aber manchmal reicht es auch schon, mit besonderen
Erhebungen oder Felsen im Umfeld zu beginnen. Das ist dann vielleicht auch etwas näher und vor allem auch persönlicher oder sogar freundschaftlicher, als solch grosse Berggeister die schon auch
etwas mehr unpersönliches haben können.
Solch eher kleine Steine und wie sie mich die Schamanin beauftragt hat zu suchen, sind natürlich nicht in der Weise 'beseelt' wie ein Berg oder herausragender Fels. Man sollte aber einerseits deren Grundkraft niemals unterschätzen und gut hinspüren, anderseits geht es bei solchen Steinen oft um eine zusätzliche von Menschen symbolisch übertragen Energie. So ging es der Schamanin weniger um die Grund- oder Seelenenergie der Steine, sondern dass sie von meinem Geburtsort kommen und diese mir dabei helfen können, mich erneut oder mehr mit meiner Wurzel und Herkunft zu verbinden. Ebenso könnten es Steine von meinem Geburtsberg sein, wo es ebenfalls nicht zuerst um deren Grundenergie geht, sondern der Stein genau von diesem Berg kommt und mich damit mit diesem verbindet. Das sind also neutrale Steine denen man etwas symbolisches aufprägt, sie z.B. mit einem bestimmten Ort verbindet, oder die schon erwähnten 'Trachenhauch-Steine' die eine mythologische Prägung erhalten haben. Ausserdem sind Steine wegen ihrer mineralischen Zusammensetzung besonders geeignet, dass man Informationen auf sie 'prägen' kann und diese 'gehalten' wird.
Ich bin auf diese Zweiteiligkeit schon im letzten Bericht eingegangen, denn diese dünkt mich für mich selbst wichtig. Wenn man um sie weiss, kann man einerseits mit den 'äusseren' Spirits oder Symbolen, anderseits mit dem 'inneren' Grund- und Elementarwesen des Steines oder Berges, besser und gezielter umgehen. Je nach Ausrichtung oder Absicht, spielt dann der eine oder andere Aspekt eine grössere Rolle, so ist der symbolische Teil meines Wurzelsteines und allenfalls noch sein äusseres Aussehen, vermutlich wesentlicher als seine innere Zusammensetzung. Bei Heilsteinen wiederum ist es genau umgekehrt, da geht es um die innere und mineralische Zusammensetzung und Qualität, die bestenfalls eine heilende oder unterstützende Wirkung hervorbringen kann. Wiederum gibt es jene Varianten, wo beide Aspekte eine Rolle spielen und zu Geltung kommen - sei dies bewusst oder unbewusst -, und das Mineralische sowie die übertragene Symbolik eine 'Wirkung' hervorbringen. Dies heisst bei einem Stein oder Berg, dass dieser selbst eine spezifische Form von 'Spirit' und 'Wirkung' hat, aber ebenso auch die Symbolik die mit diesen verbunden oder (hinein) assoziiert wird.
***
Das was ich hier bisher ausgeführt habe, das lässt sich teils auch auf andere Materialien übertragen - z.B. Metall oder Holz -, aber mir geht es
hier vom Thema her überwiegend um Steine und Berge. Zwar gehe ich mittlerweile weit über das Thema Berge und Berggeister hinaus, also um das was es bei den 'Apukuna Karpay' ursprünglich geht,
aber es ist mir wichtig das Thema Stein grundsätzlich auszuloten. Denn das 'Element Stein' ist für die andine Heilweise relevant, und so mussten wir für die Übertragung der 'Berg-Riten' passende
Steine suchen, um diese dann der entsprechenden Ritus-Symbolik zuzuführen. In meinem Fall kommt ausserdem hinzu, dass ich die Steine an einem für mich wichtigen 'Berg-Ort' gesucht habe, womit mit
ihnen nun eine doppelte Symbolkraft einhergeht. Damit ist das Thema aber noch nicht vollständig ausgelotet, bzw. das was wiederum für mich relevant ist und zu meiner Geschichte gehört. Denn das
was aus menschlicher und mineralischer Perspektive mit Steinen ebenfalls verwandt ist, das sind unsere Knochen und wie Steine, sind diese Wissenshüter und Wissensbewahrer, und die selbst noch
ganz alt 'gelesen' werden können.
***